Versicherer bewerben die Rechtsschutzversicherung stets als absolut notwendige Vorsorge, um im Fall von auftretenden Streitigkeiten finanziell abgesichert zu sein. Viele Verbraucher sind dennoch unsicher, ob sich eine solche Versicherung tatsächlich lohnt, oder ob der zu zahlende Tarif wirklich angemessen ist. Eine standardisierte Antwort gibt es hierfür nicht, denn beim Rechtsschutz spielen individuelle Faktoren eine entscheidende Rolle.

 

Entscheidung für oder gegen den Rechtsschutz

Die Kosten eines Rechtsstreits können immense Formen annehmen, die dann von der Rechtsschutzversicherung übernommen werden. So ist die landläufige Meinung. Ganz richtig ist diese Annahme jedoch nicht. Vielmehr kommt es auf das Leistungspaket der abgeschlossenen Versicherung an. Und hierbei beginnt meist schon die Verwirrung bei den Versicherungskunden oder willigen Interessenten.

Der Markt der Rechtsschutzversicherungen ist groß und bietet verschiedene zu versichernde Bereiche an, wie zum Beispiel:

  • Verkehrsrechtsschutz: für Streitfälle, die im Straßenverkehr entstanden sind, wie etwa ein Unfall
  • Privatrechtsschutz: bei Konflikten, die im privaten Umfeld aufkommen, wie etwa beim Erbrecht
  • Berufsrechtsschutz: zur Wahrung der Interessen für Selbstständige, wie etwa bei Vertragsbruch
  • Vermieterrechtsschutz: zur Interessenvertretung von Vermietern, wie etwa bei Mietnomaden

Bei den jeweiligen Versicherungspaketen unterscheiden die Versicherer genau, welche Leistungen abgedeckt sind und welche nicht. Ganz durchsichtig ist dies für Versicherungsnehmer nicht immer und kann im eintretenden Ernstfall zu bösen Überraschungen führen.

So greift der private Rechtsschutz in der Regel nicht bei Vorkommnissen, die beispielsweise mit einem Kfz zusammenhängen. Womöglich aber beim Streit eines Mieters mit seinem Vermieter. In umgekehrter Konstellation, also als Eigentümer einer Mietsache, sieht es wiederum anders aus und läuft meistens auf eine gesonderte Vermieterrechtsschutzversicherung hinaus.

Es ist daher empfehlenswert, sich das Kleingedruckte des angebotenen Leistungsumfangs der Versicherung genauer anzuschauen.

Die lohnenswerte Wahl einer Rechtsschutzversicherung hängt von den persönlichen Lebensumständen ab und wie hoch das eigene Risiko eines Versicherungsfalls einzuschätzen ist. Wer privat Streitereien befürchtet und dabei auch den Rechtsweg nicht scheuen möchte, für den ist eine Privatrechtsschutzversicherung sicherlich ratsam. Wer viel mit seinem Kfz unterwegs ist und somit einer höheren Unfallgefahr mit eventuellen Streitfragen ausgesetzt ist, für den kann sich ein Verkehrsrechtsschutz durchaus lohnen. Beachtenswert ist dabei allerdings, dass berufliche Fahrten als Angestellter nicht in dieses Ressort fallen, da jene Schadensabwicklungen von der zuständigen Berufsgenossenschaft übernommen werden. Angestellte Pendler, die das Auto privat wenig nutzen, wären demnach mit einer solchen Versicherung überversichert.

 

Leistungen und Tarife der Rechtsschutzversicherung

Finanztests und Verbraucherschutz nehmen Rechtsschutzversicherungen regelmäßig unter die Lupe. Dabei werden nicht nur die Tarife überprüft und verglichen, sondern ebenso das Leistungsverhalten der Versicherer.

Rechtsschutz

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Für das Jahr 2015 wurden 55 Rechtsschutzversicherungen untersucht, von denen 22 die Testmarke „gut“ erhielten. Mit „sehr gut“ schnitt leider keiner der Versicherer ab. Die Tarife der getesteten Rechtsschutzpakete lagen zwischen 200 und 400 Euro im Jahr, wobei natürlich der Versicherungsumfang berücksichtigt werden muss. So sind Kombipakete – die Verkehrsrechtsschutz, Privatrechtsschutz und Berufsrechtsschutz beinhalten – natürlich teurer, als einfache Leistungen.

Die Ergebnisse solcher Tests können ein guter Anhaltspunkt für die Leistungsbereitschaft einer Rechtsschutz sein – müssen es aber nicht.

Als herausragendes Merkmal wurde zum Beispiel gewertet, wenn ein Versicherungsfall bereits im Stadium der außergerichtlichen Auseinandersetzung übernommen wird. Das macht Sinn, denn so können langwierige Rechtsstreitigkeiten unter Umständen vermieden werden – und die Anwaltskosten für etwaigen Schriftverkehr mit der gegnerischen Partei werden anstandslos vom Rechtsschutz getragen. Preiswerte Tarife ohne Selbstbeteiligung und eine kostenfreie Telefonberatung ohne Begrenzung wurden in dem Test ebenfalls als äußerst kundenfreundlich und positiv eingestuft. Auch die günstige Möglichkeit von kombinierten Extras, wie etwa dem Mietrechtsschutz, hob das Ansehen der anbietenden Versicherer im Testergebnis an.

Nicht unerheblich ist die Deckungssumme der Rechtsschutz, die laut Experten nicht unter 250.000 Euro liegen sollte. Eine freie Anwaltswahl und die Übernahme sämtlicher anfallender Kosten (für Anwalt, Gutachter, Gericht) ist gleichwohl empfehlenswert und sollte Bestandteil des Leistungspaketes sein.

Was zudem als Entscheidungshilfe dienen kann, ist die jährlich erscheinende Beschwerdestatistik der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht), die auf deren Webseite einsehbar ist. In dieser Statistik werden Beschwerden von Versicherungsnehmern aufgeführt, die allerdings nicht auf deren Berechtigung überprüft wurden. Aber als Hinweis für verhältnismäßig viele unzufriedene Versicherungskunden ist diese Bewertung keineswegs zu unterschätzen.

Generell gilt, dass eine Rechtsschutzversicherung einen versicherten Streitfall nur dann übernimmt, wenn dieser nach dem Abschluss der Versicherung eingetreten ist. Gleichwohl wichtig für Versicherungskunden ist, dass die meisten Versicherungspakete im Rechtsschutz eine Wartezeit von 3 Monaten – ab Datum des Versicherungsbeginns in der Police – verlangen.

Fazit: Eine Rechtsschutzversicherung sollte immer den persönlichen Umständen und Bedürfnissen angepasst und der Leistungsumfang vor Versicherungsabschluss genau angeschaut werden. Der günstigste Tarif muss nicht zwingend der beste sein – vielmehr entscheidet das Leistungspaket des Versicherers über die Qualität der Rechtsschutz. Eingeräumte Selbstbeteiligungen reduzieren zwar meistens den Tarif, sind aber möglicherweise nicht gut tragbar für den Versicherten. Eine wohlüberlegte Abwägung dessen ist ratsam. Tests geben wertvolle Tipps zu den Qualitätsmerkmalen einer Versicherung, sollten aber das nicht das alleinige Kriterium bei der Versicherungswahl darstellen.

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Posted by Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.